Der feine Unterschied zwischen Partnerschaft und Abhängigkeit

Eine Seminarteilnehmerin erzählte mir neulich, dass sie jetzt mit dem Golfen angefangen hätte.

Ich: „Oh, ein feiner Sport. Macht es Ihnen Spass?“

Sie überlegt kurz und sagt dann: „Eigentlich nicht.“

Ich: „Ja, warum tun Sie es denn dann?“

Sie: „Naja, mein Mann golft auch.“

Ein typischer Fall von: „Ich tue etwas dem anderen zu Liebe“. Quasi für die Partnerschaft. Aber ist das wirklich förderlich für die Beziehung, etwas zu machen, was Sie sonst lieber bleiben lassen würden?

Na klar, sagen die einen. Eine Partnerschaft fusst ja darauf, dass beide aufeinander zugehen.
Auf keinen Fall, rufen die anderen. Jeder sollte sich immer und unbedingt treu bleiben!

Gar nicht so einfach, hier den richtigen Weg zu finden. Eine Partnerschaft, in der jeder die völlige Freiheit für sich beansprucht, gibt es nicht. Allein schon bei einer einfachen Absprache ist Rücksicht, manchmal auch eine Portion Verpflichtung mit im Spiel. Die Frage ist aber, wie viel Aufeinander-Zugehen ist gesund? Und ab wann wird es ungesund? Das ist sicher ein schmaler Grat.

Völlig in Ordnung ist es, dem Partner mal eine Freude zu machen. Mit ihm zu seinem Geburtstag in die Ausstellung zu gehen, auch wenn Sie es allein nicht tun würden. Zu weit treiben Sie es, sobald Sie anfangen, Dinge REGELMÄSSIG zu tun oder zu lassen – nur, weil es der andere will. Letztlich versuchen Sie dann, nur seine Gunst zu erwerben. Sie fangen also an, etwas tun oder lassen zu MÜSSEN. Willkommen in der Abhängigkeit!

Bleibt die Frage: Ist es nun gut, was die Seminarteilnehmerin auf dem Golfplatz tut – oder nicht? Das lässt sich aus dem Stegreif nicht beurteilen. Also bohrte ich noch etwas nach:

„Sie golfen also nur, weil ihr Mann golft?“
Sie: „Ja.“

Ich: „Aber jede Woche auf dem Platz – ohne ein bisschen Spass an der Sache. Warum tun Sie sich das denn an?“

Sie, zögerlich: „Naja, ich hab kein gutes Gefühl dabei, wenn mein Mann regelmässig beim Golfen ist, ohne mich. Was, wenn er dort jemanden kennenlernt?“

Warum sie also golft? Sehen Sie selbst. Und dann schauen Sie ruhig mal hinter Ihre eigenen Kulissen. Machen Sie Ihrem Partner gern eine Freude – so oft Sie wollen. Und bleiben Sie sich treu. Bleiben Sie unabhängig. Bleiben Sie Sie selbst!