„Der Paul ist schon wieder am Boden“, sagte mir neulich ein befreundeter Manager, als ich mich nach unserer gemeinsamen Bekanntschaft erkundigte. Klassischer Fall: Sandwichposition, Druck von oben und unten. Resultat? Stand heute: der vierte Burnout.

„Der Arme hatte die letzten Monate auch mächtig Stress“, sagt der Manager einfühlsam. „Du weißt, mit den ganzen Umstrukturierungen … Burnout ist echt fies, das kann jeden treffen.“

Hallo? Burnout kann jeden treffen? Ich sehe das überhaupt nicht so. Bei allem Respekt vor unserer Bekanntschaft: Erstens entscheidet jeder selbst, ob er einen Burnout bekommt. Und zweitens ist der ganze Medienrummel um Burnout nichts anderes als ein Modethema, an dem ganz viel Geld verdient wird.

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Jeder, der in diesen Zustand gerät, hat mein Mitgefühl. Und nichts liegt mir ferner, als dessen Leid zu verharmlosen oder den Betroffenen Schuldgefühle zu machen. Ich möchte nur die Dinge beim Namen nennen. Meine feste Überzeugung ist: Burnout ist eine modische Erfindung. In den USA der 60er Jahre wurden überforderte Pflegekräfte zum Massenphänomen, als sich der bekannte Autor Graham Greene zu seinem Roman „A Burn-Out-Case“ inspirieren ließ. Seit damals geht diese Idee um die Welt.

Und alle tun so, als ob Burnout eine neuartige Zivilisationskrankheit sei. Aber auf gut Deutsch bedeutet das einfach nur „Erschöpfung“. Erschöpfte gab’s schon immer. Seit Jahrtausenden! Doch welcher Manager gibt offen zu, dass er überfordert, ausgepowert, unmotiviert oder lustlos ist? Also gehen sie weiterhin überfordert, ausgepowert, unmotiviert und lustlos ihren Aufgaben nach – und sind nach einigen Monaten eben erschöpft. Ganz normal.

Es ist doch so: Wenn ich einen Job mache, der mir keinen Spass macht, der mich unter Druck setzt, und bei dem ich keine Perspektive sehe, werde ich zwangsläufig in die Erschöpfung schlittern. Mit jeder Stunde, die ich in der unbefriedigenden Situation verharre, gehe ich immer weiter hinein.

Sehen Sie jetzt, was ich meine, wenn ich sage: Jeder entscheidet selbst, ob er einen Burnout bekommt? Ich sage nicht, dass es keinen Zusammenhang zwischen Erschöpfung und Stress gibt. Ich sage nur: Einen Burnout bekommen Sie dann, wenn Sie den Stress an sich heranlassen. Denn wenn es allein am äußeren Druck läge, wäre jeder Manager krank. Aber manche scheinen mit Stress besser umzugehen als andere. Ganz davon abgesehen, dass es für einen Burnout gar nicht unbedingt Stress braucht. Burnout, das haben auch gelangweilte Menschen, denen einfach die Lust am Leben fehlt.

Das Spannende ist: Von dieser Modeerscheinung leben ganze Branchen. Die Pharmabranche, die Medienindustrie, die Psychotherapie ebenso wie generell das Gesundheitssystem. Und dazu tragen wir selbst aktiv bei.

Was machen Sie, wenn Sie mitten im Business-Alltag kollabieren vor Erschöpfung? Na klar, Sie gehen zum Arzt! – wenn Sie verantwortlich sind. Und was macht er? Er schaut, wie er Sie wieder fit bekommt. Einige Tage Ruhepause, in schlimmen Fällen drei Wochen Kur. Mit anderen Worten: Er bekämpft das Symptom.

Natürlich kommen Sie entspannt zurück von einer Erholungskur. Nach drei Wochen grauer Arbeitsalltag sind Sie wieder fit für eine Kur. Am Burnout haben Sie jedenfalls nichts geändert. Um dauerhaft aus der Nummer rauszukommen, hilft letztlich nur eins: Eine sinnvolle Tätigkeit, bei der sie Ihre Fähigkeiten voll entfalten. Eine Arbeit, bei der Sie stark sind, und wo die Perspektive auf die Zukunft Sie mit Freude erfüllt. Also fragen Sie sich: Was sind Ihre Talente? Was sind Ihre Visionen? Ihre Perspektiven? Und leben Sie sie auch!

Mehr: http://www.betschart.tv/84/referate-seminare/professionelle-menschenkenntnis