Ich war etwa 10 Jahre alt, als sich mein Leben für immer änderte. Das war, rückblickend, für mich der Start in ein selbstbestimmtes Leben. Danach konnte ich die Welt nicht mehr so sehen, wie ich es gewohnt war.

Der Anlass? Ich war aus reiner Neugierde in eine Kirche geschlendert. 

Das war für mich nichts Ungewöhnliches. Ich komme aus einer erzkatholischen Familie aus einem erzkatholischen kleinen Dorf in der Schweiz. Der Kirchgang war fester Bestandteil meines Lebens. Meist war das eine reine Pflichtübung mit der Familie. Schon tausend Mal gemacht, nichts Besonderes und eigentlich hätte ich lieber etwas anderes gemacht.

Ungeahnte Welten

Was war in dieser Kirche anders?: Hier war es deutlich weniger farbenfroh, als ich es kannte. Ausserdem konnte ich den Pfarrer verstehen. Der Mann las die Messe nicht auf Latein, wie ich es gewohnt war, sondern auf Hochdeutsch. Das war mal was Neues. 

Ansonsten sah sich auch dieser Pfarrer im vollen Besitz der Wahrheit. Er sprach von Gott und was zu tun sei, um ein gottgefälliges Leben zu führen. Das kannte ich bereits von unserem Dorfpriester. Der gab auch alle möglichen Tipps und Ratschläge, denen man besser folgte.

Aber wie konnte das sein, dass beide die letztendliche Wahrheit verkündeten? Das widersprach sich doch. Einer musste lügen. Oder etwa beide?

Wer lügt hier?

Im Alter von 10 Jahren wurde mir klar, dass nicht beide gleichzeitig recht haben können. Um zu prüfen, welchem der Männer ich trauen konnte, musste ich notgedrungen anfangen selber zu denken. Ich wurde aufmerksam und begann kritisch alles zu hinterfragen, was mir gesagt wurde.

Insbesondere in der Schule hat das immer wieder zu Schwierigkeiten geführt. Letztendlich war es aber das Beste, was mir passieren konnte. Die Dinge kritisch zu hinterfragen und meinen eigenen Kopf zu benutzen, hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Mit allen Ecken und Kanten, aber auch mit allen Erfolgen.

Die Alternative wäre gewesen, stumpf dem Rat meiner Eltern zu folgen: Der Besuch einer anderen Kirche ist Sünde und daher verboten. So abgeschottet, hätte ich mein altes Weltbild behalten können. Dann wäre ich jetzt vermutlich ein grantiger alter Mann in einem kleinen Schweizer Dorf, der nie etwas anderes gesehen hat.

Ich bin froh, damals in die Kirche geschlendert zu sein.

Regelmässige Erfolgstipps aus der Praxis und Hinweise zu meinen Webinaren und Online-Kursen bekommst du auf meinem Telegram-Kanal:
https://t.me/zum_Erfolg

Falls du auf LinkedIn bist, dann freue ich mich über eine Vernetzung.
https://www.linkedin.com/in/martinbetschart/