Warum das bedingungslose Grundeinkommen nicht erfolgreich macht
Seit etlichen Jahren ist es Thema in den Medien, Politik und Wirtschaft – das bedingungslose Grundeinkommen. Gefeiert wird es als Gegenwaffe gegen Armut, weil es die Kreativität und somit die Produktivität fördere: Jeder Bürger, ob arbeitslos oder Millionär, erhält vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzielle Zuwendung, für die er keinerlei Gegenleistung erbringen muss. Unter bescheidenen Bedingungen kann er damit seinen Lebensunterhalt bestreiten – und ganz ohne Druck den Tätigkeiten nachgehen, die ihn erfüllen.
Ich gebe zu, auf den ersten Blick klingt das sehr verführerisch. Bei näherem Hinsehen hat die Sache aber mehrere Haken.
1. Ich frage mich: Wie wird das finanziert?
1.000 Euro pro Nase muss der Staat erst mal erwirtschaften. Da der Staat kein Unternehmen ist, läuft die Finanzierung über Steuern. Genauer: über die Mehrwertsteuer. Bei einer Mehrwertsteuer von 50 Prozent – die es bräuchte, um jeden Deutschen monatlich mit seinem Tausender zu versorgen – sind aber erstens die 1.000 Euro nicht mehr viel wert. Zweitens würde die Preiserhöhung den Konsum drosseln. Und drittens wäre es ein herzlich unfaires Finanzierungsmodell, denn getragen wird von denjenigen, die am meisten kaufen.
2. Wer hat gesagt, dass Entspannung kreativ macht?
Das Argument, ohne finanziellen Druck entfalten sich die Ideen und der Einzelne wird erfolgreicher, ist nichts anderes als eine Annahme – die allerdings in den wenigsten Fällen stimmt.
Ist Ihnen in der Hängematte jemals etwas aussergewöhnliches eingefallen? Ausserdem ist erwiesen, dass in der Komfortzone generell der Forscherdrang gegen Null geht. Menschen sind nicht kreativ, wenn sie passiv sind. Passivität macht träge und Trägheit ist nicht der Sprit, der den Motor anschmeisst. Für Ideen, Innovationen, Fortschritt braucht es keine Entspannung, sondern im Gegenteil, eine gewisse Unruhe, einen gewissen Hunger, ja ich würde sogar sagen eine gewisse Not.
3. Gesellschaftlich wäre es kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt!
Was geschah denn in den einstigen blühenden Gesellschaften wie Mesopotamien, dem ägyptischen Reich oder Babylonien? Eine Generation baute auf, die nächste Generation erhielt das System und die dritte Generation widmete sich der Muse. Und was passiert, wenn sich der Muse widmen? Richtig. Das System zerfällt. Weil keiner mehr schöpferisch ist …
Deshalb ist für mich das bedingungslose Grundeinkommen kein ernst zunehmendes politisches Programm. Es ist eine romantische Idee – aber nicht umsetzbar und auch nicht fair.
Also ich will nichts geschenkt. Und Sie?