Was passiert, wenn Sie jemanden fragen, WARUM es ihm schlecht geht? Oder WARUM er so ein enttäuschtes Gesicht macht? Oder WARUM er so schlechte Arbeit abliefert?
Auf den ersten Blick klingt die Warum-Frage einfühlsam und interessiert. Wie ein Tiefer-Bohren: „Was, dir geht’s schlecht? Ja, warum denn?“ – Wie nett! Signalisiert ein offenes Ohr. Jetzt kann der andere sich seinen Kummer von der Seele reden. Danach müsste es ihm deutlich besser gehen.
Ja? Wirklich? Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall.
Was passiert denn, wenn Sie jemanden fragen, warum es ihm schlecht geht? Na klar, er sucht Gründe. Gründe, warum die miese Lage so mies ist, wie sie eben ist. Die hören sich ungefähr so an:
… mein Chef ist echt geizig mit Anerkennung …
… phuu, meine Familie zerrt an den Batterien …
… und die Kunden sind so etwas von anspruchsvoll geworden …
und so weiter und so fort. Der Unterton ist nicht zu überhören: „Die anderen sind schuld.“ Also sind die Antworten auf die Warum-Frage nichts weiter als Ausreden, um nichts an der Lage ändern zu müssen. Ich wage sogar zu behaupten: Manche Menschen sind unglaublich gut darin trainiert, Ausreden für ihr ganzes Leben zu finden!
Ein Junge kommt mit einer zwei in Mathe nach Hause. In Deutschland wäre das eine Fünf. Mama fragt ihn: „Warum so eine schlechte Note?“ Sie spüren schon den Effekt der Warum-Frage.
Erstens: schlechte Gefühle. – Oh, ich habe sie wohl enttäuscht.
Zweitens: Die Rechtfertigungsschleife ist aktiviert. Automatisch sucht der Junge nach Ausreden. – Der Lehrer kann’s einfach nicht erklären! Oder: Ich bin ja nicht der Einzige mit einer schlechten Note!
Drittens: Ausreden-Fokussierung für die Zukunft. – Ein Kind, das weiß, die Reaktion auf unangenehme Nachrichten ist die Warum-Frage, wird sich künftig bereits im Voraus Ausreden einfallen lassen.
So werden wir schon früh konditioniert, kreativ zu werden. Nur leider in eine destruktive Richtung.
Deshalb ist die Warum-Frage – wenn es jemandem schlecht geht – die dümmste aller Fragen. Denn sie hilft nicht. Wie soll es jemandem besser gehen, wenn er weiterhin die Probleme fokussiert? Um sie zu lösen, braucht es konstruktive Fragen. Fragen wie: Was könntest du tun, damit es dir besser geht? Oder: Was müsste passieren, damit du nächstes Mal eine bessere Note erhältst?
Diese Fragen lenken den Blick auf neue Möglichkeiten. Wechseln Sie die Perspektive! Überlegen Sie sich, was Sie erreichen möchten. Und dann stellen Sie eine gute Frage. Denn die Frage entscheidet, wie wir etwas sehen – und was wir tun!